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Protokoll – Abg. ad. Sila
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Am 02. Jänner 1947 haben die Jugoslawen auf der Londoner Konferenz
dem Jugoslawischen Außenminister erstmals ihre Forderungen offiziell
an Österreich kundgetan. Demnach hätte damals ein Drittel Kärntens
abgetreten werden sollen. Man argumentierte, dass in diesem Drittel
180.000 Menschen, davon 120.000 Slowenen leben würden. Im Unterland
gab es damals natürlich große Aufregung, diese Sache tat sich
nämlich nicht von heute auf morgen kund, sondern sprach sich erst so
nach und nach herum. Vor allem darum, weil die Vertreter Kärntens,
Landeshauptmann Wedenig und der ÖVP-Landesrat Karisch, die bei den
Verhandlungen in London mit dabei waren, diese Informationen immer
zurückhielten. Die Slowenen propagierten aber, indem sie den
Menschen sagten: „ Morgen kommt Tito“. Es war eine Katastrophe und
Menschen in Eisenkappel sagten oft aufgeregt: „Heute fährt der
letzte Zug nach Klagenfurt, Villach und Oberkärnten“ usw.
Meines Wissens war Dr. Steinacher mit dieser Frage befasst und er
meinte, es müsse etwas geschehen. Man hat sich dann an die Frau
Köstinger gewandt, der Bund „Heimattreuer Südkärntner“ sollte
entstehen.
Dr. Steinacher ist es gelungen bei den Engländern Verständnis zu
finden. Für einen Bund der sich nur auf die ehemalige
Abstimmungszone A konzentriert. Funktionäre durften nur Menschen
sein, die in diesem Gebiet geboren wurden und dort auch wohnten. Die
Engländer waren der Auffassung, dass die Gefahr für Klagenfurt und
Villach nicht so groß war, sehr wohl jedoch für die ehemalige
Abstimmungszone. Es kam zur Gründung dieses Bundes, man suchte
Funktionäre. Frau Köstinger, Obfrau des Vereines, war selbst
zuständig für den Bereich Eberndorf , Frau Rudolf für den Bereich
Eisenkappel, für Bleiburg der Bürgermeister, Herr von Metnitz, für
Ferlach, Melcher Herbert, für das Gebiet nördlich der Drau, Ottmar
Pirker, Tainach der Kaufmann Keber, in Griffen ich selbst. Für das
obere Rosental war Herr Einspieler zuständig und für das Gebiet
Wernberg Herr Merlin. Aus diesen Personen bestand der Vorstand.
Es fand eine Unterschriftenaktion unter dem Titel: „Beitritt zum
BHS“ statt und damals wurden in kürzester Zeit 52.000 Unterschriften
erbracht . Die Menschen waren sehr erleichtert, dass es nun jemanden
gab, bei dem sie ihre Meinung kundtun konnten. Natürlich wollte man
auch mittels Kundgebungen die Bevölkerung erreichen. Zuerst
organisierte man eine Großkundgebung in Eberndorf, diese scheiterte
insofern, als dass das Gebiet südlich der Drau damals noch Sperrzone
war und zu dieser Kundgebung die Teilnehmer nördlich der Drau damals
nicht hätten hinkommen können. Das Gleiche traf für Bleiburg und
Ferlach zu. Als man die Kundgebung in Völkermarkt durchführen
wollte, lehnten dies die Engländer mit der Begründung, es könnte bei
einem Massenauflauf zu Unstimmigkeiten zwischen Besatzungsmacht und
der Zivilbevölkerung kommen, ab. Daraufhin beschloss man, die
Kundgebung in Griffen durchzuführen. In Griffen war dies
ursprünglich problematisch, weil ich erst seit einem halben Jahr in
dieser Gemeinde wohnte und es sehr schwierig für mich war, so ein
Treffen aufzubauen. Es kam mir jedoch entgegen, dass der Vorstand
des BHS in Zusammenhang mit diesem Fest auch eine
Kulturveranstaltung verlangt hatte. Veranstaltungssaal gab es damals
in Griffen keinen, Gesangsverein auch nicht, aber eine Theatergruppe
gab es.
Man einigte sich nach Besichtigung des Geländes, und Herr Dr.
Santner übernahm die Aufgabe, eine Freilichtaufführung zu
inszenieren. Man spielte ein Tiroler Volksstück, mit dem Titel
„Heimat in Not“, dadurch hatte ich mehr Zugang zu den jungen Leuten,
die mit Begeisterung dabei waren. In dem Stück kamen fünf bis sechs
Lieder vor, man bildete ein Doppelquartett und daraus entstand dann
der MGV Griffen. Alles funktionierte gut, man rechnete mit zirka
fünf- bis sechstausend Menschen, es kamen schlussendlich jedoch rund
Fünfzehntausend Leute, so eine Schätzung der Gendarmerie. Der
Wiederhall auf diese Veranstaltung war hervorragend, die Menschen
kamen mit Pferdegespannen, mit Traktoren, mit LKW usw. Oberlehrer
Messner aus Klein St. Veit und die beiden Vertreter des Landes
Kärnten, Wedenig und Karisch hielten die Ansprachen. Kurze Zeit
später wurde die Sperrzone aufgehoben und es konnten in Bleiburg,
Eberndorf und Ferlach weitere kleinere Protestkundgebungen
durchgeführt werden. Die Begeisterung war überall schnell da.
Daraufhin waren die Slowenen bald beeindruckt und fingen langsam an,
mit ihrer Hetze zurückhaltender zu sein. Der BHS gab übrigens auch
eine eigene Zeitschrift heraus.
In weiterer Folge verflachte sich die Tätigkeit des BHS. Die Grenze
war vorläufig sicher, in der Bevölkerung trat etwas Ruhe ein und
Frau Köstinger wandte sich mehr und mehr kulturellen Aufgaben zu.
Sie baute das Haus der Heimat in Ebnerndorf, auch das Haus der
Heimat in Miklautzhof und nahm auch auf den Bau des Grenzlandheimes
in Bleiburg sehr großen Einfluss.
Gab es nach 1947 noch weitere Konferenzen?
Ja, die Veranstaltung in Griffen war damals insofern günstig, als
dass im Jahre 1949 die große Londoner Konferenz stattfand, wo die
Alliierten sagten, dass Österreich mit den Grenzen von 1937 bestehen
bleiben würde.
Noch etwas zum Bund der Windischen.
Laut der Volkszählung aus 1951 gaben sich insgesamt rund 42.000
Personen als nicht Deutsch an, sondern sie führten zu Deutsch noch
eine weitere Sprache an. Davon 21.000 Deutschwindisch,
Windisch-Deutsch, Winisch-Slowensich, Slowenisch-Windisch. In Wien
zählte man diese Personen automatisch zu den Slowenen und daraufhin
sagte man in Kärnten, dass man damit nicht einverstanden wäre. Man
kam auf den Gedanken, einen „Bund der Windischen“ zu gründen. Nicht
um eine Organisation aufzubauen, sondern nur um die Interessen der
Windischen zu wahren, um ihren Willen, welcher Volksgruppe sie
angehören wollen, selbst kundtun zu können. Es war eine
Sammelbewegung. Der Vorstand bestand aus zwölf Personen, Einspieler
war Obmann, ich Stellvertreter, der ehemalige Abg. Petschnig aus dem
Rosental, Lutschonig aus Maria Rain usw. waren auch dabei. Zu viert
sprachen wir in Wien vor, Einspieler, Lutschonig, der Bürgermeister
von Metnitz und ich. Wir wiesen auf diese Diskrepanz hin. Damals
half uns Verteidigungsminister Graf, ein gebürtiger Völkermarkter,
sehr. Graf verschaffte uns das nötige Entree bei Graf, Figl, bei
Gorbach, beim Außenminister und bei den Klubobmännern im Parlament.
Ich war überrascht, soviel Gehör wie wir gefunden haben.
Die Auswirkungen bei der Volkszählung 1961 waren dann insofern
eklatant, als dass plötzlich nur noch ein paar Tausend Windisch
angegeben hatten. Der Erfolg war da.
Wann erübrigte sich die Tätigkeit der Bundes der Windischen?
Nach der Volkszählung 1961.
Der BHS trug wesentlich dazu bei, dass es zu diesen Entscheidungen
gekommen war.
Man hatte damals auch die Minderheitenermittlung, damals wurde in
Wien auch das Gerichtssprachengesetz und das Minderheitenschulgesetz
verhandelt, und in diesen beiden Gesetzen eine geheime
Minderheitenermittlung verheißen.
Das Elternrecht:
Bis 1959 mussten, während der ersten drei Schulstufen alle Kinder im
gemischtsprachigen Gebiet, je zur Hälfte Deutsch und Slowenisch
unterrichtet werden. Alle Kinder!
Wir bezeichneten diesen Unterricht als Zwangsunterricht. Der
Unterricht selbst wirkte sich in den ersten Jahren nicht aus. Es
waren auch keine Lehrer da, aber im Laufe der Zeit hat man natürlich
Hak-Absolventen, die in Tanzenberg maturierten, eingesetzt.
Viele ehemalige Volksdeutsche Lehrer aus Laibach wurden eingestellt,
es waren auch Slowenen dabei, Lehrer, die eben auch Deutsch konnten.
Ablehnung war da, Kinder wollten das nicht und auch die Eltern waren
damit nicht einverstanden. Der Heimatdienst ergriff die Initiative
und es wurde der "Verband der Südkärntner Volksschulen“ gegründet.
Dieser war maßgeblich an der ganzen Weiterentwicklung beteiligt.
Obmann war der damalige Schneidermeister Maier. Einspieler, ich und
eine Reihe anderer Politikern waren bei diesem Verband dabei.
Gemeinsam kämpften wir gegen den Zwangsunterricht.
Wir waren sehr aktiv, beinahe in jeder Ortschaft unterwegs und
klärten die Menschen auf. Zweimal wurden mir nach solchen
Veranstaltungen von Slowenen auch Streiche gespielt, zum Beispiel
stach man mir die Reifen meines Autos auf. Der Verband der
Südkärntner Schulen schlief dann auch allmählich ein, weil das Ziel
der Abmeldung erreicht wurde. Das war aus meiner Sicht die aktivste
Tat des Heimatdienstes und des Abwehrkämpferbundes.
Das Schulgesetz war ja ab 1959 umgekehrt, da musste man sich dann
zum Slowenischunterricht anmelden, das kam nach dem Wedenig –
Erlass.
Ist man damals von der Voraussetzung ausgegangen, dass nur Kinder
der Slowenischen Volksgruppe, die diese Sprache sprechen, diese
Schulen besuchen sollen?
Man sagte, die Anmeldung der Kinder ist Elternwille, wenn die Eltern
es so haben wollen, dann ist der Unterreicht so zu erteilen.
Kein Mensch fragte nach der Muttersprache der Kinder?
Nein, nur der Elternwille war entscheidend.
Warum ist man zu diesem Schultyp „Zweisprachiger Unterricht“
gekommen, der Staatsvertrag sieht ja Elementarunterricht vor?
Im Jahre 1945 hat die provisorische Landesregierung, weil man große
Bedenken betreffend des ehemaligen, gemischtsprachigen Gebietes
hatte, als erstes, das Gebiet bis Egg im Gailtal erweitert, um den
Alliierten zu zeigen, wie viel Positives man machen würde. An
Sprachunterricht war da ja überhaupt nicht gedacht, weil man in der
Unterstufe gesamt unterrichtet hatte. Das nennt sich dann
Sprachlesen, durchgreifend auf Heimatkunde, Naturkunde usw. Das war
das Um und auf und dadurch kam es dann zu dieser Geschichte. Das
alles hat man dann beibehalten und die Slowenen waren einverstanden
und es ist so, dass diese Regelung nur im ersten Jahr einige
Beanstandungen erbrachte.
Volkszählungen 1951 – 1961
Bei der Volkszählung 1951 haben sich 52% zu Deutscher Umgangssprache
bekannt, 16,9% zur Slowenischen und 32,1% zur Windischen. 1961 sind
30% der Windischen Bevölkerung zu den Deutschen gegangen, (82%
Deutsche), die Slowenen blieben bei 17% die Windischen kamen auf
1,9%. Daraus erkennt man, dass die Windischen sehr wohl auf der
Deutschen Seite waren und bei den Volkszählungen die
Sprachkenntnisse jener Menschen missbraucht worden sind, als Basis
für die Prozentsätze der Amtsprache usw.
Ab 1976 nahm man aufgrund der geheimen Spracherhebung die Zurechnung
zu Slowenisch vor, nicht mehr aufgrund der Volkszählungen. Man
sagte, alles, was mit Slowenisch kombiniert war, und wo es ungültige
Stimmen gab usw., gehört zu Slowenisch.
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