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Protokoll – Herr Keber
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Mein Name ist Johann Keber, ich bin am 24. Juni 1908 in Eberndorf
geboren, absolvierte dort die Volksschule, ging nach der Volksschule
in die Bürgerschule. Mich beschäftigte die „Kärntner Frage“ damals,
in sehr jungen Jahren schon sehr. Ich war zu Beginn der Abwehrkämpfe
11 Jahre alt. Schon als wir Kinder waren, hörten wir davon, dass in
Klagenfurt der Kärntner Heimatdienst entstanden war, dass dieser
Heimatdienst Werbeschriften herausgeben würde und diese
Werbeschriften im Bezirk Völkermarkt, beziehungsweise in der
Gemeinde Eberndorf verteilt werden sollten.
Die Verantwortlichen errichteten schon damals in Eberndorf,
Eisenkappel, Bleiburg, Völkermarkt, in allen größeren Orten
Stützpunkte. Die Verteilung wurde genau geregelt und dabei griff man
auch auf die Hilfe der Kinder zurück. Damals war ich erst 12 Jahre.
Man packte uns Zeitungen unter unsere Kleidung und schickte uns 14
Tage lang so bepackt durch die Orte, damit man sich auf unser
Äußeres gewöhnt und uns eben nur mit diesem vorgetäuschten Umfang
kennt. Nach 14 Tagen band man uns dann eine Schürze um und diese
Schürze, versteckt unter unseren Kleidern wurde dann mit
Flugschriften gefüllt, die wir dann überall heimlich verteilten. Das
Werbematerial von Herrn Jahn, der damals Strommeister war, wurde
nachts, heimlich über die Drau zu uns transportiert. Meine ältere
Schwester, die damals eine Vertraute und Stütze von Altbürgermeister
Taurer war, war für die Verteilung verantwortlich und schickte uns
Kinder zu den einzelnen Haushalten. Andere Leute aus Klagenfurt
waren für den Transport der Werbemittel bis zur Drau verantwortlich.
Meine Eltern stammen aus Stein, meine Mutter konnte wenig Deutsch.
Mein Vater besuchte die Hufbeschlagschule in Klagenfurt und war
daher der deutschen Sprache besser mächtig.
Meine Mutter war aber trotzdem eine durch und durch „Kärntentreue“
Frau.
Ich erinnere mich noch, dass die Menschen von Abwehrkampf sprachen.
Wir erwarteten eine ganze Besatzung, dabei kamen lediglich drei
Abwehrkämpfer, worüber wir sehr enttäuscht waren. Dann die Jahre der
Besetzung durch die Südslowenen. Die Kärntnertreuen waren die einen
und die anderen, die nach Jugoslawien wollten waren die Slowenen.
Wollten viele nach Slowenien?
Nein überhaupt nicht, es war ja nur eine sehr geringe Zahl.
Natürlich gab es auch Windische, die sich als Slowenen deklarierten.
Während der Hauptphase des Kampfes, in den Neunzehner- und
Zwanzigerjahren hatten wir große Angst. Man sagte uns, es kämen die
Prügelbanden, das waren Studenten aus Laibach, die jaulend durch die
Straßen zogen. Wir ängstigten uns so sehr, dass wir in die Heustadel
flüchteten und uns unter den Heuhaufen versteckten. Diese
Prügelbanden sollten die Kärntner verängstigen, damit die Abstimmung
pro Jugoslawien ausfällt. Auch Versammlungen wurden von denen
gestört.
Haben die Prügelbanden auch geschossen?
Nein, die kamen nur mit Prügeln ausgestattet, das reichte schon um
uns zu verängstigen.
Haben Sie auch von den Kämpfen vorher etwas miterlebt?
Ja ich habe an einer Kreuzung gesessen und zugesehen, wie die
Jugoslawen das zweite Mal in großer Zahl bei uns einmarschierten.
Was dachten Sie sich damals als kleiner Bub?
Mir wurde erst später in der Bürgerschule bewusst, worum es sich
damals handelte, was unsere Väter leisteten und erreichten.
Wie stand Ihr Vater zum Abwehrkampf?
100% kärntentreu, obwohl meine Mutter nur wenig Deutsch sprach.
Wie sah es aus Ihrer Sicht dann bei der Volksabstimmung aus?
Da erinnere ich mich, dass beim Gasthof Pucher in Eberndorf das
Wahllokal war. Mein Elternhaus war gleich in der Nähe. Natürlich
waren wir Kinder neugierig und schauten was sich da abspielte,
wenngleich wir nicht genau wussten worum es dabei ging. Von unseren
Lehrern wussten wir jedoch, dass es um unsere Heimat ging.
Wie waren die Lehrer in der Schule eingestellt?
Die erste Klasse war zweisprachig, die zweite, dritte, vierte und
fünfte jedoch Deutsch.
Habt ihr Werbematerial verteilt?
Ich hatte einen Stützpunkt in der Nähe meines Hauses, dorthin
brachte ich das Material zu einer weiteren Person. Und diese Person
hatte wiederum zehn Hausnummern, wo sie die Werbeschriften
abzuliefern hatte, damit keiner Verdacht schöpfen konnte. Das
Verteilersystem wurde von meiner Schwester, dem Altbürgermeister
Taurer und dem Volksschuldirektor Kobra organisiert.
Wie erlebten Sie den 10. Oktober?
Wir konnten das Resultat kaum erwarten. Endlich kam die erlösende
Botschaft. Wir hielten eine Höhenfeier ab, im ganzen Gebirge waren
Höhenfeuer zu sehen. Die südslowenischen Polizisten sind nach dem
Ergebnis alle geflüchtet.
Die Slowenen stimmten für Kärnten?
Wenn das einer behaupten würde, wäre es eine Lüge. Kein einziger
Slowene stimmte für Kärnten. Die für unser Land stimmten waren
heimattreue Südkärntner.
Noch ein paar Worte zum 10. Oktober und zur Freude?
Als das Ergebnis bekannt wurde, freuten sich selbstverständlich
alle. Ich konnte nächtelang nicht schlafen, schaute immer wieder zu
den Freudenfeuern auf den Bergen. Morgens war sehr früh Tagwache und
man freute sich einfach. Dieses Erlebnis war so markant, dass ich es
mein Leben lang nicht vergessen werde.
Anmerkung:
Die Schwester des Herrn Vizebürgermeister Keber hat nach seinen
Aussagen Großartiges geleistet. Der Name der Dame lautet Anna
Köstinger geb. Keber, Geschäftsfrau. Mitbegründerin und langjährige
Obfrau des Vereines „Haus der Heimat“. Sie ist im Jahre 1991 im
Alter von 86 Jahren in Eberndorf verstorben. Sie war auch noch
Obfrau des „Bundes Heimattreuer Südkärntner“ in Eberndorf. Der Bund,
der von Lavamünd bis Oberdrauburg reichte, zählte zirka 6000
Mitglieder.
Der Bund existierte von 1945 bis 1952-53.
Nachfolgender Artikel wurde von der Schwester für die
Familienchronik verfasst.
Bund heimattreuer Südkärntner
Die Vierziger Jahre:
Die Ereignisse dieser Zeit trafen unsere Herzen so tief und jagten
uns so viel Schrecken ein, dass es wohl eine Sünde wäre, diese
historischen Begebenheiten in der Chronik nicht zu erwähnen.
Deutschland verlor den Krieg, alle Welt hatte sich gegen uns
verschworen. Kärnten wird blitzschnell von der neuen „Jugo-Armee“
besetzt, unterstützt durch die Partisanen, die aus den Gebirgen und
aus den Höhlen hervorgekrochen waren. In Friesach wurde die
Jugoslawische Fahne gehisst, so auch in Gmünd, Obervellach und
Oberdrauburg. Selbstverständlich besonders viele in Klagenfurt und
Villach. Man wollte sich das Hinterland sichern, denn ohne die
großen Städte konnte Südkärnten wirtschaftlich nicht existieren. Die
Heimattreuen trieb man wie Tiere zusammen und verfrachtete sie
Lastwagenweise über die Grenze. 250 Menschen kamen nicht mehr
zurück. Alle wurden auf grausame Weise gefoltert und hingerichtet.
Feldmarschall Alexander, der Engländer und Chef der Englischen
Streitkräfte gab sofort den Befehl zum Abzug der Jugoslawen. Da erst
eine Friedenskommission bestimmen sollte, wem Kärnten zugewiesen
werde. Die Jugoslawen zogen binnen 14 Tagen ab, die Offiziere
bleiben aber als Zivilpersonen hier und trieben in den Tälern
unserer Heimat ihr Unwesen. Mit Zustimmung der Englischen
Besatzungsmacht und der Landesregierung haben wir, nach Gründung des
„Bundes der Heimattreuen Südkärntner“ eine stille Volksbefragung im
Raum Arnoldstein bis Lavamünd durchgeführt, mit der Gegenfrage:
„Willst du bei Österreich bleiben oder willst du zu Jugoslawien“.
96,2% unterschrieben für Österreich. Dieses Ergebnis legten wir dem
Außenminister Gruber vor, der dieses bei einer Friedenskonferenz auf
den Tisch legte. Minister „Zebedin“, der Russische Vertreter meinte
daraufhin, dies freue ihn gar nicht, diesen Verein müsste man seiner
Meinung nach verbieten, womit jedoch die Engländer, Amerikaner und
Franzosen nicht einverstanden waren.
Der Vorsitzende „Megraner“ sagte, „man müsse dem Volk zugestehen
seine Meinung zu äußern“. Unsere Organisation umfasste
einundfünfzigtausend Mitglieder und zählte damals zu den stärksten
Organisationen Österreichs. In unserem Vorstand waren vertreten: Ich
als Vorsitzende, Anton Reinwald, Bäckermeister in Eisenkappel,
Ortner-Pirker, Gärtnereibesitzer in Obertrixen, Hans Glantschnig,
Bauer in Hainburg, Erich Sila, Lehrer in Griffen, Anton Merlin,
Angestellter in Finkenstein, Josef Petschnig, Bauer in Maria Elend,
Rudi Aschgan, Bahnbediensteter in St. Jakob im Rosental, Hans Keber,
Kaufmann in Tainach, Valentin Einspieler, damals Student und Franz „Pesiak“,
Postangestellter in Ferlach.
Wir riefen 1948 zu einer Massenkundgebung in Griffen auf. Es kamen
zirka 20000 Jauntaler zu Fuß, mit Pferdegespannen und sonstigen
Fahrtgelegenheiten. Die Post und auch private Busunternehmen
stellten viele Omnibusse zur Verfügung. Die gesamte
Regierungsmannschaft aus Klagenfurt, an der Spitze Landeshauptmann
Wedenig waren anwesend. Wir verlangten, dass die
Jugoslawen-Offiziere, die als Zivilisten verkleidet in unseren
Tälern ihr Unwesen trieben und das Volk mit dem Slogan: „Benehmt
euch, morgen kommt Tito“ verängstigten, unser Land raschest
verlassen sollten. Die Besatzungsmacht tat das ihre, Jugo-Offiziere
mussten zurück nach Jugoslawien, es wurde ruhiger. Wir übten unsere
Tätigkeit bis zum Abschluss des Friedensvertrages 1955 aus und gaben
in dieser Zeit die Kampfzeitschrift „Unsere Heimat“ in der
Größenordnung von etwa 20000 Stück frei an jeden Haushalt heraus.
Wir beendeten unsere Produktion zum Leidwesen vieler Südkärntner,
denn mit dem Staatsvertrag lebten auch viele Gremien und Bünde der
politischen Parteien auf. Es wagten sich nun alle auf die Strasse,
die bisher bemüht waren, uns aus dem Versteck heraus zu bekämpfen,
die auch bemüht waren die einmalige Schlagkraft und Eintracht für
die Parteipolitik umzufunktionieren. Die Vierzigerjahre waren für
mich dann in jeder Beziehung vorteilhaft. Ich war in einer großen,
seriösen Firma beschäftigt und rundum glücklich.
Festfolge – zur Weihe der Abstimmungsglocken der Stadt
Völkermarkt, am Sonntag, dem 5. Oktober 1930:
Einweihung zur Weihe der Abstimmungsglocke
½ 9 Uhr – Festpredigt in der Stadtpfarrkirche, hierauf feierliches
Hochamt unter gefälliger Mitwirkung des Männergesangsvereines und
seines Orchesters
10.00 Uhr – Glockenweihe und Aufzug der Glocken
14.00 Uhr- Großes Abstimmungsfest und bei der Turnhalle und Konzert
und allerlei Belustigungen. Für Getränke, kalte und warme Speisen
ist bestens gesorgt.
Um zahlreichen Besuch sucht das Glockenkomitee.
Für diese Abstimmungsglocke zeichneten im Komitee verantwortlich:
Josef Riepel, Norbert Kanduth, Bürgermeister von Völkermarkt und
Michael Weiß.
Auf Initiative von Frau Direktor Anni Köstinger wurde in den Jahren
1935 u. 36 das
„Haus der Heimat“ in Eberndorf gegründet und erbaut, welches im
Jahre 1937 eröffnet wurde. Dieses Gebäude wurde im Jahre 1994
renoviert.
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