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Protokoll – Frau Petschnig - geboren 1907
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Frau Petschnig, wie war das mit dem "Trutzlied" in der
Abstimmungszeit?
Der Herr "Scheschko", der war beim Gericht angestellt, der hat uns
Kinder zusammengesammelt und dann sangen wir. Herr "Scheschko"
sagte, das wäre unser "Trutzlied". Wir sangen dieses Lied als
Propaganda. Ich weiß aber nicht, wie dieses Lied entstanden ist.
Musik war damals ja verboten, aber uns Kinder konnten sie nicht
verjagen. Wenn wir Kinder Zeit hatten, sind wir halt zu jeder
Keusche gelaufen und haben dieses Lied vorgetragen.
Meine Großmutter gab unserer Familie den Anstoß, heimattreu zu sein.
Sie sagte: "Seid tapfer, treu, hilfsbereit, und pflichtbewusst".
Großmutter selbst war in Ungarn geboren, sagte aber, dass ihr die
Stadt Völkermarkt mittlerweile Heimat geworden wäre.
Im Jahre 1912 erbte meine leidgeprüfte Mutter (drei ihrer Kinder,
sowie der Mann waren in kurzer Abfolge verstorben) von einer Frau,
die sie damals pflegte, eine kleine Trafik. Um anfangen zu können,
musste Mutter in Klagenfurt Geld aufleihen. Im Jahre 1918, damals
war der Herr "Tscharfa" Bürgermeister, wurde sie gefragt ob sie
Slowenisch oder Deutsch sei. Natürlich Deutsch, sagte meine Mutter,
die in Wolfsberg aufgewachsen war - und schon war die Trafik wieder
weg. Vom Jahre 1918 bis 1923 musste Mutter dann Gelder zurückzahlen,
ohne ein Einkommen zu haben. Sie hielt uns mit Stricken, Flicken und
dem verteilen von Zetteln über Wasser. Wir hatten während des
Abwehrkampfes nichts außer unseren Glauben an die Kärntner Heimat.
Am Hemmaberg-Kirchtag 1920 trug sich folgendes zu:
Vor der Messe postierte sich Pfarrer Kachner aus Eberndorf vor der
Hemmakirche mit gesammelten Prügelgardisten. Schon bevor eine
Schlägerei losging, wurde er fotografiert.
Die Sänger der Kirchen Hemma-St. Philippen, St. Andrä und St. Simon
sammelten sich nach altem Brauch vor der 400 Jahre alten Linde und
begannen zu singen. Da stürmten die Prügler auf die Sänger und
jagten diese den Berg hinab. Verletzungen der Sänger waren die
Folge.
Einmal schrieb ich dem Bischof Kapellari einen Brief und berichtete
ihm was während dieser Zeit tatsächlich geschah. Daraufhin besuchte
mich der Bischof persönlich und ich zeigte ihm alle Unterlagen aus
dieser Zeit.
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Trutzlied – vor der Volksabstimmung 1920
Uns Kindern angelernt von Herrn Leo Scheschko. Musik war bei Strafe
verboten. Katzenmusik der Kinder konnte man schwer verhindern. Die
Katzen-Musi war aus Waschrumpel, Stecken, Graspfeiferln,
Kuhschellen, Schellenkränzen und Kochdeckeltschinellen.
Die Kärntner Liedermarschmelodie, die Trommelschläge als Tra la la
la la la la
Mia Karntna sein Grenza,
sein kreuzbrave Leut,
mia leab ma die Steira,
dö hom so viel Schneid.
Mir lieab ma die Tirola
de in den Hof einaschaun,
dö Salzburga Glockla
a-a das ist wahr, das ist wahr.
Blos unsare Nachbarn,
de schaun folschi drein,
ham ma wohl glittn,
bei all senan Gschrei.
Mit all senre Lieda
und ihren Getua
Hamt sie da draußn
ja Platz ghabt gnua.
Tra la la la la la la
Zum Dank für alles Das,
legn mir uns hiaz in Gras,
die falschn Sackra dee –
vadianan richtig Schläg.
Vom Plöckn bis zum Pal
bis zur Petznhöh,
gibt jeda Karntna gern
sei Bluat und Leben hin,
wo blühan Blumalan rot.
auf Olman Schnee - auf Olman Schnee.
Tra la la la la la la
Karntna Volk, so frisch und frei,
ja glei Karntn mei Heimatland,
Östareich , mei Vataland,
so muaß es bleibm,
andars war ah Schand!!
Wir damaligen Völkermarkter Kinder sangen das Trutzlied von Haus zu
Haus, von Dorf zu Dorf. Goldbrunnhof war besetzt. Oschenitzen, St.
Agnes, Lindenhof, Watzelsdorf, Unarach, Hainburg, St. Stefan,
Helldorf, Trixen, St. Martin, Kaltenbrunn. Oft wurden wir verjagt.
Buben und Mädel waren wir, bunt gewürfelt. Raspottnig Magnet, Grum,
Steinig, Lippnig, Cihlo, Wernitznig und noch andere, die sich nach
dem Motto: Pick an, anschlossen. Es war ein lutstiges Werbesingen
für die Einheit Kärntens. Wenn auch nur im engen Kreis um
Völkermarkt, es half viel.
80 Jahre habe ich das Lied nie mehr gesungen, oder nur so als
Melodie, selten mit Stücken des Textes. Aber!!! Am 9. Oktober in
Klagenfurt, auf die Frage was wir Kinder zur Abstimmung beigetragen
haben, fiel mir alten Frau das Trutzlied ein und ich sang es trotz
Verlust meiner klaren Stimme ganz fehlerfrei wo blühan Blumalan rot.
Trotzdem erhielt ich Applaus und bekam daraufhin liebe Besuche.
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